26. Oktober 2021 Aktuelle Entwicklungen des Energiemarkts Der Energiemarkt ist aus den Fugen geraten. Während im Laufe der COVID-19-Pandemie die Megawattstunde Erdgas an der Leipziger Energiebörse EEX (EuropeanEnergy Exchange) noch zeitweise für etwas über 5 Euro gehandelt wurde, kostet diesezu Beginn der vergangenen Woche über 66 Euro. Dieser – in der jüngeren Geschichtebeispiellose – Anstieg hat mehrere Gründe. Durch die Corona-Krise wurde dieErdgasproduktion selbst im vergangenen Jahr immer wieder beeinträchtigt, bedingteAusfälle sowohl bei der Förderung als auch bei der Lieferung von Erdgas. Dieses Minusim Angebot sorgte dafür, dass selbst in primären Förderländern, wie beispielsweiseNorwegen und Russland, die Lagerbestände nicht zur Gänze gefüllt sind.Hinzu kommt nun, dass zu dieser Jahreszeit regelmäßig sowohl die Industrienationenals auch die Energieversorger um das Auffüllen ihrer Lagerbestände bemüht sind. Zu dem Corona-bedingten Minus im Angebot kommt nun also ein Plus in der Nachfrage,denn auch die Lager der Industrienationen und Energieversorger sind leerer als sonstüblich. Die CO2‑Besteuerung belastet den Erdgaspreis zusätzlich.Das durch diese einfache Rechnung entstehende Ungleichgewicht führte dazu, dasssich die Megawattstunde Erdgas alleine im vergangenen Monat um über 20 Euroverteuerte. Diese Entwicklung betrifft unmittelbar auch den Strompreis, denn durch den noch immerhinkenden Ausbau der Erneuerbaren kommen weiterhin große Mengen des hierzulandebenötigten Stroms aus fossilen Brennstoffen. Dass die vorhandenen erneuerbarenEnergiequellen in den letzten Monaten schwächelten, verstärkt diesen Effekt zusätzlich. Experten gehen derzeit davon aus, dass die Entwicklung sich erst im kommendenFrühling wieder ins Gegenteil verkehrt. Um besonders energieintensive Unternehmenweiterhin wettbewerbsfähig zu halten, muss die Politik nun gegensteuern. In andereneuropäischen Ländern ist dies bereits der Fall. So verkündete beispielsweise EmmanuelMacron kürzlich, dass der Erdgaspreis in Frankreich bis zum kommenden April nichtweiter steigen werde, Italien und Spanien senkten die Steuerbelastung auf Strom undErdgas. Eine ähnliche Entlastung zeichnet sich in Deutschland bisweilen nicht ab.Lediglich die EEG-Umlage wird zu Beginn des kommenden Jahres abgesenkt. Hoffnung macht hingegen die Europäische Union. Um europäische Unternehmen vorden steigenden Energiepreisen zu schützen, denkt die EU-Kommission laut überverschiedene Werkzeuge nach. So sei sowohl eine Subventionierung durch die EU alsauch ein gemeinsamer Erdgas-Einkauf der EU denkbar. Dadurch soll sich dieVerhandlungsmacht der EU-Staaten erhöhen und der Einkaufspreis für allevergünstigen. In der kommenden Woche treffen die sich Staats- und Regierungschefszu einem Gipfeltreffen. Was bei diesem herauskommt, ist noch völlig offen. Eines istallerdings klar: Es bedarf dringend einer politischen Lösung.